Kühlkreislauf reinigen, hier unsere Versuche!

Wasserfilter sind aus unserer Sicht unentbehrlich, auch wenn sie nur wenige im System haben, aber trotzdem muss man hier auf da auch mal an z.B. gebrauchter Hardware oder sehr alten Teilen eine Grundreinigung vornehmen.
Auf dem Foto ist ein alter 240 mm Kupfer-Radiator zu sehen der zusammen mit einem 360 mm Aluminium-Radiator in einem Kreislauf verwendet wurde. Dazu war noch ein bunter Mix an Fittingen aus Messing, Edelstahl und Kupfer v
erbaut und so ist es dann, nach knapp einem Jahr Betriebszeit, zur Elektrochemischen Korrosion  gekommen. Das gesamte System war quasi so gut wie dicht und musste das komplette Kühlsystem erneuert werden, denn Kühlleistung war fast keine mehr vorhanden. Die gesamte Hardware war ein Totalschaden und konnte der Besitzer nicht mehr sauber bekommen.
Mit einem Filter hätte man zumindest schneller dieses Problem optisch erkennen (Schauglasöffnung etc.) können und dadurch ggf. vieles verhindert und Geld gespart. Die galvanische Korrosion tritt auf, wenn zwei unterschiedliche Metalle in Kontakt mit einer Lösung, auch Wasser gebracht werden und das unedlere Metall wird, grob gesagt aufgelöst / angegriffen.

Wie einzelne Komponenten auf Reinigungsmittel / Lösemittel reagieren testen wir im  hier Langzeitversuch.

Hier zu sehen ist ein AquaComputer Grafikkartenkühler auf einer nVidia GTX780ti und lief über 6 Jahre mit roter AquaComputer Kühlflüssigkeit und haben als Kontrast mit einer gelben Kühlflüssigkeit (ebenfalls von AquaComputer) auf dem Teststand diesen gereinigt und gespült. Man kann, wenn man zoomt, in einigen Ecken immer noch leichte rote Färbungen erkennen, trotz längerer Spülungen in als auch gegen die Flussrichtung. Es wurde immer ca. 24 Stunden je Durchlauf gespült und dann geschaut was in einem 35µm Filter hängen geblieben ist und das war fast nichts, denn die Grafikkarte war in unserem Datenserver viele Jahre im Dauereinsatz, natürlich mit 80µm Filter. Abgesehen von extrem kleinen Einschlüssen / Verfärbungen in den Finnen war das System extrem sauber. Es war nicht nötig den Kühlblock zu zerlegen und mit einer z.B. feinen Bürste zu reinigen, was uns eine neue Dichtung ersparte. Im Nachgang haben wir dann den Kühlkreislauf mit 10% (ca. 60ml im Testaufbau) reiner flüssiger Zitronensäure betankt und mal schön lange laufen lassen. Nur um zu sehen was passiert mit den Komponenten, wenn mal eine Säure ins Spiel kommt und haben dies dann Wochenlang laufen lassen und die Konzentration sogar auf bis zu 30% erhöht. Der erste Gedanke war die Filterpatrone / der Porenfilter, na ja den hatten wir im Verdacht das dieser sich einfach wie Styropor zersetzen würde. Zitronensäure zersetzt als ein Lösungsmittel ja auch langsam Styropor, da dies beim Aufschäumen entstandenen zwischenmolekularen Bindungen zerstört und das hatten wir erwartet. Tja der Hersteller sagte, die wären alle Chemikalienfest und das sind diese Filterpatronen auch. Extern haben wir den Filter einzeln dann in eine 50% Zitronensäure eingelegt und auch Schläuche und O-Ringe über Wochen darin liegen lassen, mit dem Fazit, 50% macht den Einzelteilen nichts aus, raten aber davon ab so hohe Konzentrationen in einem System zu verwenden. Nach Wochen in der Zitronensäure dann mal den Filter herausgeholt und abtropfen lassen, das braune oben am Rand ist vom Rührstab wo der Kontakt mit dem Filter hatte, also Chrom-6 veredelte Stähle färben sichtbar ab. Also mal mit destilliertem Wasser ausgespült um zu sehen was denn nach so einer Extremreinigung mit 50% noch über ist.
Was soll man sagen, der schaut aus als wäre der nur 2 Minuten im Einsatz gewesen, eigentlich wie neu und haben ohne Druck von innen nach aussen gespült per Pipettenflasche. Siehe Foto links, kaum zu erkennen, dass der richtig gefoltert wurde.
Radiatoren hingegen war das auch egal, die haben wir damit unverdünnt abgefüllt und auch länger einwirken lassen (allerdings mit luftoffenen Gewinden um ggf. eine Druckausdehnung zu vermeiden), dabei war egal, ob es ein Kupfer- oder Alu-Radiator war. Radiatoren danach immer sehr gut spülen, am besten halb mit destilliertem Wasser befüllen, zuschrauben und dann mal gut kräftig schütteln und drehen und das min. 2-mal machen. Wir haben 5 bis 10 Tropfen Zitronensäure-Monohydrat immer in der Kühlflüssigkeit als Zusatz mit dabei und noch nie einen Nachteil auf der Teststation bemerkt, Alphacool bietet eine fertige Lösung (Alphacool Core Loop Cleaning 100ml) aus Zitronensäure-Monohydrat an, wer also auf Nummer sicher gehen möchte, einfach auf den Link klicken, denn als Hersteller müssen die es ja wissen.

Radiator-Reinigung mit Citronensäure: Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Schritt, den ausgebauten Radiator auf säurefeste Unterlage legen, einfacher Keramikteller aus der Küche langt da aus. An Handschuhe und Schutzbrille denken, das Zeug kann ganz schön übel werden und ggf. sofort mit Wasser neutralisieren! Dann den Radiator flach hinlegen und mit der Citronensäure befüllen bis diese an beiden Öffnungen rauskommt. Ja es wird Luftnester geben und das ist auch so gewollt! Den Radiator dann gute 15 bis 30 Minuten geöffnet in gut belüftetem Raum liegen lassen.

  2. Den Radiator mit Verschlussschrauben die G 1/4″ Öffnungen abdichten, alle paar Minuten mal gut kräftig in alle Richtungen schüttel, hier sollte man dann gluckern hören und man spürt das noch Luft im Radiator ist und nur so hat man die Möglichkeit die Säure hin und her zu bewegen. Wir haben das dann alle 5 Minuten gemacht und den Radiator zusätzlich unter heissem Leitungswasser von aussen gut erwärmt und dann wieder schnell mit eiskaltem Leitungswasser heruntergekühlt. Dadurch entstehen kleinste thermische Risse in der inneren (falls noch vorhanden) Beschichtung und wenn sich da etwas ablöst, dann war es auch nötig.

  3. Wir haben die zur Reinigung verwendete Citronensäure über ein Feinsieb aufgefangen um auch die Farbe besser erkennen zu können.
    Kupfer-Radiatoren werden mehr oder weniger die Farbe der Citronensäure in Richtung blau umwandeln, dies liegt daran, dass die Säurelösung sich durch die frei werdenden Cu2+-Ionen blau färbt und ist vollkommen normal
    . Danach die alte Citronensäure wie vorgeschrieben, siehe Verpackung der Citronensäure, entsorgen und nicht erneut verwenden.


  4. Dieser 140mm Alphacool ST30 Kupfer Radiator wurde ca. 1,5 Jahre mit der EKWB cryo fuel Cloud White in einem System verwendet und haben nach der normalen Spülung keine Verunreinigungen gefunden. Nach der chemischen Reinigung sah das dann aber ganz anders aus, hier lösten sich viele feste weisse Partikel und das kann kein Kalk sein, denn Citronensäure zersetzt Kalkablagerung in kurzer Zeit. Somit kann man sicher sein, es sind partikel aus der EKWB Kühlflüssigkeit.

  5. Zum Schluss dann den gereinigten Radiator sehr gut mit Leitungswasser durchspülen und erneut noch mal rütteln und schütteln, sicher ist sicher! VORSICHT; Keinen zu hohen Wasserdruck verwenden, die Radiatoren halten zwar gut was aus, aber, aber mit dem Gartenschlauch oder Brauseschlauch nur mit mässigem Druck spülen! Dann im Nachgang das gleiche Spielchen noch 2-mal mal mit destilliertem Wasser spülen um, Reste vom Leitungswasser zu verdrängen. Somit ist der nun gereinigte Radiator eigentlich besser als neu und sehr sauber.

Hier 2 mit dem Endoskop erstellte Makrobilder, vor und nach dem chemischen reinigen und hier sieht man einen Unterschied, das Kupfer leuchtet wieder wie neu. Einfach auf das Bild klicken, dann bekommen Sie ein Grossbild angezeigt.

 


Die Cilit-Bang Methode

Dann gibt es noch eine weit verbreitete Variante die Radiatoren wieder frisch zu machen und dies mit Hausmittel der Marke Cilit-Bang® und findet man in YouTube viele Videotutorials. Nach Rücksprache mit 2 Herstellern bzw. Reparaturfirmen für Radiatoren wurde davon abgeraten, da laut den Hinweisen sowohl Alu als auch Kupfer angegriffen werden kann, sogar Lötstellen oder verpresste Dichtungen könnten beschädigt werden. Aber egal, natürlich haben wir das auch probiert und zuvor 1A saubere Radiatoren verwendet und die mit je einer Flasche pur gefüllt. Zuerst mit dem Kalkreiniger und danach mit dem Fettlöser, jeweils 15 Minuten einwirken lassen und dann den Inhalt in ein Feinfiltersieb gegeben. Da haben sich viele sichtbare kleine schwarze Partikel aus den zuvor schon sauberen Radiatoren gelöst, hier liegt die Vermutung sehr nah, da haben sich durch das Cilit-Bang schützende Lackteile abgelöst die zuvor mit Zitronensäure nicht reagiert haben. Dann alles mit einem Schlauch mit Leitungswasser sehr lange gespült und dann erneut 2-mal mit destilliertem Wasser.

Unser Fazit: Egal wie man sein System / Loop reinigt, wenn Dreck drin ist muss / sollte dieser raus, da heiligt der Zweck die Mittel. Die günstigste Variante ist hier die oben abgebildete mit Zitronensäure von Heitmann (oder anderer Anbieter) und mit dem Rest kann man sich noch den Wasserkocher, Bügeleisen etc. entkalken. Cilit-Bang betrachten wir wegen der Schaumbildungsmöglichkeit als Suboptimal, es macht aber mit viel mehr Aufwand und Kosten auch 1A sauber, teilweise zu sauber (Thema Partikel-ablösend).

Wer einen Filter von Anfang an in seinem Loop hat, der kann sich solche Aktionen fast immer verkneifen, denn wenn der Filter seinen Dienst tut, so sind chemische Reinigungen quasi überflüssig. Hier wird alles rein mechanisch abgefangen und aus dem Loop entfernt, was sich in den Kühlfinnen ablagern könnte. Siehe Filtertestreihen !!!


An dieser Stelle ein kleiner Nachtrag (10.12.2024)

Wir haben einen ca. 2 Jahre gelaufenen AIO Radiator nebst CPU Block zerlegt und wenn man nun denkt, so geschlossene System hätten keinen Dreck im System, tja das Foto zeigt deutlich ganz andere Fakten.
Hier handelt es sich um eine sehr bekannte Marke und war kein China-Billigteil und nur, weil uns der direkte Vergleich fehlt, nennen wir ausnahmsweise mal keinen Hersteller. Fakt ist aber, hier war  bisher der meiste massive Dreck überhaupt in den Finnen zu finden, wo wir bis Dato gesehen haben. So etwas nennt man besser nicht mehr Kühlung, diese AIO machte auch Probleme mit der Kühlleistung und die Pumpe war deutlich zu hören.
So etwas zu filtern / zu reinigen ist in Anbetracht der günstigen Anschaffungskosten mehr sinnlos und meistens auch unmöglich. Da man uns dies gute Stück eingesendet hatte und wir es zerlegen durften, so waren auch wir recht verwundert was da zum Vorschein kam.

Also immer her mit der Hardware

Ein informatives Video stammt vom „Bastel Nerd“ (René) auf seinem Stream / Kanal und er zeigt sehr deutlich, es ist simple Zeitverschwendung sich den Teilen zur Revision zu widmen.  [Klicken und Kanal besuchen öffnet in neuem Fenster]


Auf keinen Fall mit Aceton an Kühlsystemen rum reinigen, das zersetzt Acryl / Plexiglas wie nichts, oder macht es zumindest zur Milchglas-Optik. Legt man Acryl / Plexiglas in Aceton ein, so hat man nach 24 Stunden nur noch ein Glas Superkleber übrig.

Achtung: Zitronensäure und andere Chemikalien sind Gesundheitsgefährdend beim Verschlucken, darf nicht in die Hände von Kindern gelangen.


Alle Angaben sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt worden. Durch uns genannte Markennamen und geschützte Warenzeichen sind Eigentum ihrer jeweiligen Inhaber. Die Nennung von Markennamen und geschützter Warenzeichen hat bei uns lediglich beschreibenden Charakter.

Last updated: Januar 17, 2025 at 8:53 am